Der Augentrost

lat. Euphrasia officinalis

Den Augentrost kennen vermutlich nur Naturliebhaber und eingefleischte Botaniker. Dabei ist diese Heilpflanze ein wahrer Alleskönner für unsere Augen und verdient es, der breiten Masse vorgestellt zu werden. Die Blüten der Pflanze erinnern ein wenig an Augen, was im Rahmen der alten Signaturenlehre an der Namensgebung beteiligt war. Parallel dazu bemerkte man, dass auch die Inhaltsstoffe ein Segen für empfindliche Augen waren, was an dem Namen der Pflanze in vielen europäischen Ländern zu erkennen ist. Der Augentrost wird nämlich von den Franzosen „casse-lunettes” (Brillenzerstörer), den Briten „eyebright” (Augenglanz) und von den Italienern „luminella” (Licht für die Augen) genannt.

Die größte Hausapotheke der Welt befindet sich vor Ihrer Haustür

Den Augentrost entdecken Sie auf Wiesen, an trockenen Ufern und lichten Wäldern. Zur Familie der Rachenblütler gehörend, wächst er von Juni bis Oktober. Die aufrecht stehenden, teilweise verzweigten Stängel können eine Wuchshöhe von etwa 30 cm erreichen. Die eiförmigen Blätter des Augentrosts sind graugrün gefärbt und sitzen stiellos am Stängel. Im Sommer bildet der Augentrost weiße Blüten, die violett und gelb gemustert sind. Um den Augentrost aufzuspüren, muss man aber nicht über Wiesen und durch Wälder streifen. Man bekommt ihn auch in der Apotheke – aus kontrollierten Wildsammlungen oder biologischem Anbau.

Der Halbschmarotzer

In der Landwirtschaft ist man vom Augentrost weniger begeistert, da diese Pflanze mit ihren Saugwurzeln den umliegenden Gräsern die lebensnotwendigen Mineralien und Nährstoffe entzieht. Schlechte Wiesen, eine schlechte Heu-Ernte und ein schlechter Milchertrag sind die Folgen dieses ”Diebstahls”. Deshalb zählt man den Augentrost zu den Halbschmarotzern.

„Schau mir in die Augen, Kleines!”

Das lässt sich halt schwer umsetzen, wenn die Augen durch Heuschnupfen bedingt verquollen sind. Aber auch Bindehautentzündungen und gereizte Augen verhelfen uns nicht gerade zum Durchblick. Bei diesen Beschwerden kann der Augentrost als Kompresse Abhilfe schaffen. Innerlich als Tee angewendet, eignet er sich auch gegen Schnupfen, Kopfschmerzen und Magenbeschwerden, was auf den Gerbstoff Tannin sowie weitere bittere Inhaltsstoffe zurückzuführen ist. Das in Augentrost enthaltene Aucubin wirkt entzündungshemmend, Cumarin wirkt krampflösend und beruhigend.

Augentrost Kompressen für empfindliche, gereizte Augen:

Wer den Augentrost selbst sammeln will, pflückt die Blätter in der Blütezeit. Je größer die Augentrostpflanze, desto höher die Konzentration der in ihr enthaltenen Wirkstoffe. Schneiden Sie dazu die oberen blühenden und blättrigen Teile des Augentrosts ab, reinigen Sie die Pflanzenteile und entfernen Sie die verholzten Teile. Danach das gewonnen Kraut in einer dünnen Schicht zum Trocknen ausbreiten. Vier Esslöffel Augentrost-Kraut mit 500 ml Wasser kalt ansetzen und zehn Minuten kochen lassen. Abseihen und noch warm als Augenkompresse anwenden.